Sonntag, 10. April 2011

Lebenszeichen

Wow - der letzte Bericht ist nun fast genau 2 Jahre her. Da ich nicht erwartet habe, dass bis heute immer noch Interesse an meinem blog besteht (mittlerweile waren über 600 Besucher da) habe ich mich zunächst dazu entschlossen, keinen weiteren Eintrag zu machen. Da aber auch einige Leser dabei sein werden, die nicht aus meinem engeren Kreis kommen, wollte ich diesen post nutzen, um ein kleines Lebenszeichen von mir zu geben.
Seid meiner letzten Therapiesitzung hat sich natürlich einiges getan. Ich bin nämlich wieder zu 100 % gesund und habe mittlerweile mein Studium an der PH Weingarten beendet. Seid Februar 2011 habe ich nun mein Referendariat an einer Grund-, Haupt-und Werkrealschule in Baden-Württemberg begonnen und bin damit sehr glücklich.
Die erste Zeit nach meiner Therapie war natürlich sehr anstrengend. Mitte April 2009 habe ich mich wieder ins Studium gestürzt und habe versucht mich dadurch von meiner Krankheit abzulenken. Es standen noch einige Scheine aus, die ich nachzuholen hatte , v.a. im Sport praktischen Bereich und ich muss sagen, ich hatte die Auswirkungen der Therapie unterschätzt. Gerade im konditionellen Bereich hatte ich sehr abgebaut und habe sozusagen wieder bei 0 anfangen müssen. Da alle anderen Sportstudenten natürlich fit waren, fiel es mir anfangs schwer dies zu akzeptieren. Es gab viele Momente, in denen ich merkte, wie geschwächt mein Körper eigentlich noch war. Es gab auch einige Momente in denen ich glaubte ich packe das alles nicht. Der Kampf mit dem inneren Schweinehund, Frust und Selbstzweifel spielten damals eine große Rolle. Trotzdem habe ich diese Herausforderung angenommen und mich Schritt für Schritt wieder nach oben gekämpft. Mit Erfolg. Ich habe alle meine Prüfungen bestanden und mein erstes Staatsexamen erfolgreich abgelegt. V.a. die Zeit des Lernens Ende 2010 war dabei nochmals eine gesonderte Herausforderung. Während dieser extremen Zeit war ich auch gesundheitlich sehr anfällig. Aufgrund des hohen psychischen Stresses kam ich dabei an meine Grenzen der Belastbarkeit und musste erst lernen auch damit fertig zu werden. Die Zeit der Therapie und meiner Krankheit haben mir aber sicherlich dabei geholfen. Der Gedanke mit einer schwer heilbaren Krankheit fertig geworden zu sein machte mir Mut auch mit den alltäglichen Problemen und Herausforderungen des Lebens klar zu kommen. Es motiviert unheimlich die Dinge in bestimmten Situationen einfach aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Man nimmt ihnen dadurch ein Stück weit die Intensität und Strenge. Trotzdem muss ich sagen, dass ich ohne meine Freunde, Freundin und Familie diese Zeit nur schwer durchgestanden hätte. Das Ganze ging schon an die Substanz. Dennoch sollte man nie vergessen, dass man mit dem nötigen Ehrgeiz und Willen viele Dinge für sich entscheiden kann und ein Stück weit für seinen Erfolg selbst verantwortlich ist.
Seid meiner letzten Therapiesitzung bin ich ja nun offiziell in Nachsorge. In meinem Fall fand die erste Nachkontrolle nach 6 Wochen bei meinem Onkologen statt. Im Prinzip läuft das immer nach dem gleichen Schema ab: Zunächst wird einem Blut abgenommen und hinterher ein Ganzkörper-Ultraschall gemacht. Aufgrund des großen Blutbilds ist dabei schon sehr viel ersichtlich, was in meinem Körper vor sich geht. Der Ultraschall, bei dem u.a. alle lebenswichtigen Organe untersucht und vermessen werden lässt dabei das Bild in welchem Zustand sich mein Körper gerade befindet vollends entstehen. Natürlich nimmt dabei die Region in der ich behandelt worden bin eine gesonderte Rolle ein. Die Qintessenz meiner ersten Untersuchung war, dass die Therapie bei mir sehr gut angeschlagen hat und die befallenen Lymphknoten bin auf einige vernarbte Exemplare vollends abgeschwollen sind. Auch das Blutbild sah sehr gut aus und so schickte man mich mit einem positiven Ergebnis in meinen Alltag zurück. Dieses Bild hat sich bis heute nicht verändert. Im ersten Jahr fanden 3 weitere Nachsorgeuntersuchungen statt, alle viertel Jahr neim Onkologen, alle halbe Jahr in der Klinik, in der ich meine Strahlentherapie bekommen habe. Dort findet nur ein Gespräch mit dem Oberarzt statt, der sich nach Nachwirkungen speziell der Strahlentherapie erkundigt hat. Diese Untersuchung war aber in der Regel nach wenigen Minuten beendet.
Zum heutigen Zeitpunkt muss ich nur noch alle Jahr zu meinem Onkologen und meine Prognose zukünftig nicht mehr an einem Rezidiv zu erkranken gilt als "exzellent".
Trotzdem hat diese Krankheit auch einige unschöne Folgen für mich gehabt: Als angehender Lehrer wird man nach einem erfolgreichen Abschluss im Referendariat in BaWü in der Regel nach 1,5 bis 2 Jahren auf Probezeit verbeamtet. Meine Probezeit verlängert sich automatisch aufgrund meiner Erkrankung um weitere 3 Jahre. Des weiteren musste ich mich für das Ref. weiterhin freiwillig gesetzlich versichern, da ich von mehreren privaten Versicherungen abgelehnt worden bin. In dieser Zeit fühlte ich mich wirklich minder wert, da es keiner Versicherung darum ging, unter welcher Art von Krebs ich gelitten habe, in welchem Stadium sich dieser Krebs befand und in welchem körperlichen Zustand ich mich momentan befinde. Man wird schlichtweg abgestempelt und so gesehen ein weiteres Mal bestraft. Summa summarum macht dies einen 3 fachen Betrag für meine Kranken- und Pflegeversicherung aus, was andere Referendare bezahlen, die sich privat versichern konnten. Bei einem Monatsgehalt von 1100€ von dem die Versicherung, Miete, Essen, usw. noch bezahlt werden müssen, ist dies eine ganz schön ordentliche Summe. Aber das ist nörgeln auf hohem Niveau. Dennoch würde ich mir wünschen, dass man in solchen Fällen auch einmal genauer hinsieht und vielleicht einmal flexibler in solchen Entscheidungen handelt.
Ja, so steht es also momentan um mich. Ihr seht es hat sich einiges zum positiven entwickelt und ich denke das hat viel damit zu tun, wie man in solchen Situationen, die einschneidende Folgen für das eigene Leben haben, reagiert. Ein positiver Sinn, ein humorvoller Umgang mit den Herausforderungen die kommen und schlichtweg eine Distanz zur Wichtigkeit die diese Dinge von einem fordern sind enorm wichtig für einen guten Ausgang. Im Nachhinein kann man sogar sagen, dass eine solche Krankheit wirklich auch etwas positives haben kann: nämlich, dass man lernt wieder bewusst zu leben, das Leben jeden Tag zu geniessen und lernt wieder dankbar für dieses Geschenk zu sein. Und dass man das Leben nicht immer ernst nimmt, sondern auch in schwierigen Situationen mal mit einem Lächeln auf den Lippen. Dies möchte ich nun auch versuchen an meine Kinder und Jugendliche die ich zukünftig unterrichten werde weiter zu geben.
Falls Ihr weiterhin Fragen oder Anregungen an mich habt, scheut Euch nicht mich anzuschreiben. Ich werde gerne versuchen Euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Alles Liebe und auf bald... ;-)
Felix
PS: Ein großen Dank auch nochmal an alle die mich in meiner schwierigen Zeit unterstützt haben! Ich liebe Euch und werde Euch das niemals vergessen! HUG YA!!

Donnerstag, 2. April 2009

Mein vorerst letzter Gang

So meine Lieben,
heute ist Donnerstag der 02. April und somit gilt meine Therapie als beendet, ich habe also das Schlimmste überstanden.
Gestern, witzigerweise am 01. April, trat ich meinen vorerst letzten Gang ins Klinikum an, um mir meine letzte Dosis abzuholen.
Wie erhofft verlief alles reibungslos. Mit einer Schachtel Pralinen für meine Assistentinnen und einem Fotoapperat bewaffnet, betrat ich mit einem zufriedenen Gefühl die Abteilung der Strahlentherapie. Hier ein paar kleine Impressionen der letzten Behandlung:









Die Atmosphäre war spürbar gelöst und ich sehnte mir den Augenblick herbei, als mir meine Maske das letzte mal abgenommen wurde. Im vorletzten Bild seht Ihr übrigends die Grundeinstellung des Geräts, bei der der Strahlenkopf zentral über meinem Kopf liegt. Im letzten Bild die erste der 3 Behandlungsstufen, bei der der Strahlenkopf leicht seitlich versetzt ist. Im weiteren Verlauf ist er dann in 2 weiteren Stufen weiter runter gefahren. Ich wurde also doch nur in 3 Bestrahlungswinkeln, anstatt wie zuerst angenommen in 5 Winkeln behandelt.
Der Abschied fiel mir dann natürlich leicht. Trotzdem gab es einen ergreifenden Moment, in dem mir die nette russische Assistentinn von der ersten Behandlung noch 2 Merci in die Hand drückte und mich bat bitte nie wieder zu kommen. Ich hoffe ich habe es richtig verstanden, dass sie hofft, dass ich für die Zukunft gesund bleibe und nicht, dass sie froh ist, mich endlich losgeworden zu sein ;-)
Sogar meine Maske bekam ich mit nach Hause. Ich überlegte lang, ob ich sie nicht einfach da lassen sollte, beschloss mich aber sie mitzunehmen. Ich möchte sie als Symbol sehen für das was ich durchgestanden habe und in schlechteren Zeiten noch durchstehen werde. Einfach eine kleine Motivationshilfe.
Habe sie für Euch natürlich nochmal seperat fotografiert: Sieht schon ein bisschen aus wie bei Hannibal Lector ;-)







Hinterher musste ich mit meiner Mum noch 15 Minuten bis zum Ende seiner Mittagspause warten bis dann das Abschlußgespräch mit dem Chefarzt stattfand.
Glücklicherweise hat die Therapie erfolgreich angeschlagen und er war rundum zufrieden. Ich wurde nochmals im Oberkörperbereich nach Lymphknoten und im Rachen- Halsbereich nach den Symptomen der Nebenwirkungen untersucht. Meine Halsschmerzen und die Entzündungen sind dank meiner Behandlung deutlich zurückgegangen und außer meinem Haarausfall und der leichten äußerlichen Hautreaktionen sind keine bleibenden Auswirkungen der Bestrahlung sichtbar. Ich denke, dass meine Behandlung an einem Scheidepunkt zuende gegangen ist, da v.a. die Haut in den letzten Tagen deutlich intensiver reagiert hat. Ich habe immer noch deutlich sichtbare Rötungen im Gesicht- und Halsbereich, die aber nicht spürbar sind. Eine Behandlungswoche mehr und die Nebenwirkungen wären wahrscheinlich deutlich stärker ausgefallen. In dieser Hinsicht tun mir die Patienten leid, die teilweise 40 (!) und mehr Bestrahlungstermine auszuhalten haben, da sind meine 15 Terminchen vergleichsweise schon beinahe ein Klacks.
Die nächsten Termine sind auch bekannt: in den nächsten Wochen muss ich wie erwartet nochmals zu meinem Onkologen, um mit Hilfe von CT Aufnahmen und Ultraschall festzustellen, ob alle Knoten erwischt worden sind. Laut dem Chefarzt ist es durchaus möglich, dass einige Lymphknoten durch die Behandlung vernarbt sind, also nicht mehr abschwellen können. Diese kann man dann mithilfe der Aufnahmen unterscheiden. Ansonsten beginnt nun die Zeit der Nachsorge. D.h. alle viertel Jahr zum Onkologen, jedes halbe Jahr zu einer kurzen Vorstellung in die Klinik. Diese regelmäßigen Nachsorgeuntesuchungen sind unheimlich wichtig um ein Rezidiv, also einen möglichen Rückfall schnellstmöglich erkennen zu können.
Körperlich geht es für mich in alter Manier weiter, ich kann also in spätesten einer Woche wieder voll mit meinem Training anfangen. Natürlich muss ich es ruhig angehen, aber ich bin ziemlich zuversichtlich, dass ich bald wieder fit sein werde. Pünktlich zu den ersten Sonnenstrahlen bin ich darüber sehr glücklich. Auch, dass ich mich wohl ab dem 20. April wieder ins Studium schmeissen kann.
Mit meinem abschließenden Fazit zu dieser intensiven Zeit möchte ich mir aber noch etwas Zeit lassen. Die letzten Wochen müssen einfach noch ein bisschen Revue passieren und ich muss auch erst mal wieder lernen mich mit meiner "Gesund-heit" auseinanderzusetzen. Schließlich war ich vor ein paar Wochen noch mitten im "schwer krank" sein. Schon irgendwie ne komische Situation, oder ? ;-)
Passt auf Euch auf und geht auch mal nach draußen, die Sonne und der Biergarten warten schon auf uns !!!
Lassts Euch jut gehen, ich melde mich die Tage mal wieder,
Lg Felix

Montag, 30. März 2009

Kurz vor knapp

Hallo zusammen,
Nun stehe ich unmittelbar vor dem ende der Therapie - kurz vor knapp und ich dachte, dass es nun mal wieder Zeit ist Euch über mein aktuelles Befinden zu informieren. Glücklicherweise kann ich Euch sagen, dass es mir weiterhin gut geht und ich nach wie vor in einem guten körperlichen Zustand bin. Meine Schmerzen und die Entzündungen im Mund- und Rachenbereich hatten zwar deutlich zugenommen, sind aber auf jeden Fall auszuhalten. Vor allem meine rechte Backeninnenseite ist stark entzündet und vereinzelt mit einem weißen Film bedeckt. Laut Arzt aber nichts außergewöhnliches und mit einer Mundspülung aus der Apotheke gut in den Griff zu bekommen. Gegen meine Halsschmerzen lutsche ich regelmäßig meine Salbeibonbons, die mir gute Dienste leisten. Leider habe ich gestern bemerkt, dass mir auch einige Haare langsam ausfallen. Zum Glück habe ich mega viele Haare aufm Kop und deswegen sieht man es nur, wenn ich die Deckhaare etwas bei Seite schiebe. Dankenswert ist auch, dass sie mir nur im bestrahlten Bereich ausfallen, also im rechten Nackenbereich. Hab Euch maln Foto davon gemacht, auf dem Ihr es ein bisschen sehen könnt.





Auch meine Haut reagiert langsam. Sie wird vor allem nach der Bestrahlung rot-fleckig und meine Mum hat mir gesagt, dass sogar der Strahlungsbereich erkennbar ist. Also ich hab das im Spiegel nur schwer erkannt, haben trotzdem mal versucht, das Ganze in nem Bild festzuhalten:



Die letzen Behandlungen verliefen soweit im Rahmen. Letzten Mittwoch hatte ich kurz Kontakt mit dem Chefarzt, der mich betreut und sich nach meinem Befinden erkundigte. Er fragte mich, ob ich durch Tasten die Veränderung spüren würde und ich bejahte ihm dies, da die Lymphknoten wirklich deutlich in Ihrer Größe abnehmen - ein gutes Zeichen, dass die Therapie erfolgreich anschlägt. Ich erkundigte mich nach den CT-Fotos, die Montags gemacht wurden und erfuhr, dass diese nicht der Kontrolle dienen, sondern nur der weiteren Planung der Bestrahlung. Vor allem im Halsbereich ist es durch die unübersichtliche Mischung aus Gewebe, Muskeln und Drüsen wichtig, genaust zu planen, wo die Strahlen ankommen sollen. Ich denke, dass die Bestrahlung von oben nach unten gemacht wird, da ich nach den letzten Behandlungen vor allem Hautreaktionen im Gesichts- und oberen Halsbereich hatte.
Bis auf einige technischen Probleme lief alles reibungslos. Am Freitag mußte ich leider über eine Std. warten, bis ich meine Dosis bekam. Mir wurde erklärt, dass wie bei meinem ersten Termin das Gerät ausgefallen sei. Jetzt verstehe ich auch den Unmut derer, die in teilweise schlimmen körperlichen Zuständen auf einem recht unbequemen Stuhl ausharren müssen, um sich als einer von vielen, den täglichen "Schuss" abholen müssen. Da kann das Warten schon zur Qual werden.
Meine Angst habe ich mit meinen Strategien gut in den Griff bekommen und so konnte ich hinter jeden überstandenem Termin in meinem Planer mein wohl-verdientes "erledigt-Häkchen" setzen. Bin wirklich froh darum, dass ich es ohne Spritzen aushalte. Eine der Schwestern hat deswegen auch gelobt und mir gebeichtet, dass sie nach meiner ersten Behandlung nicht gedacht hätte, dass ich es ohne Beruhigungsmittel schaffe. Ist halt doch alles eine Sache der Überwindung und Auslegung. Man findet trotz scheinbar unüberwindbarer Hürden immer einen Weg zum Ziel.
Jetzt sind es noch 2 Behandlungen und dann ist hoffentlich erst mal Feierabend. Ich erfuhr heute, dass nach meiner letzten Sitzung ein Abschlußgespräch stattfinden wird, bei dem der Therapieverlauf überprüft wird und man entscheidet, wie es weiter gehen soll. Ich gehe davon aus, dass nochmals CT-Aufnahmen und ein weiterer Ultraschall bei meinem Onkologen anstehen, um wirklich sicher zu gehen, dass auch alle befallenen Lymphknoten erwischt worden sind. Danach ist dann hoffentlich das Kapitel Krebs für mich erst einmal beendet. Habe das Nichtstun wirklich langsam satt und freue mich auf neue anstehende Aufgaben.
Ich hoffe, Euch geht es soweit gut. Genießt die anstehende Frühlingwoche und lasst es ordentlich wackeln (was auch immer ;-))
Lg und ne dicke Umarmung an all meine treuen Leser...
Felix
Ach, fast hätte ichs vergessen, hier auch noch ein Orginal Bild aus meiner Behandlung. Leider hat es die Schwester nicht geschafft mich von der Seite zu fotografieren. Das möchte ich aber bei meinen letzten 2 Terminen versuchen nachzuholen. Trotzdem könnt Ihr die Maske mit den Tapemarkierungen gut erkennen. Ihr könnt die Bilder übrigends vergrößern, indem Ihr sie einfach anklickt..machts juuuut !!

Montag, 23. März 2009

Halbzeit

Hallo Ihr Lieben!
Am heutigen Montag bekomme ich meine achte Bestrahlung und ich bin somit bei der Halbzeit angelangt. Wahnsinn wie schnell die Tage vorbeiziehen. Mittlerweile macht sich sowas wie Routine breit, ich habe mich an die Behandlungsmethoden gewöhnt und bin vom Kopf her gestärkt. Positive Erfahrungen waren nach dem besagten Donnerstag sehr wichtig für mich. Seit meinem schweren Start läuft die Behandlung beinahe ohne Probleme. Die letzten Einheiten dauerten nie länger als 15 Minuten - man spricht mit mir und geht auf meine Ängste ein. Ich merke, dass ich deutlich ruhiger geworden bin und versuche die tägliche Fahrt ins KH als einen gewöhnlichen Termin zu sehen - so als ob ich zum Einkaufen gehe.
Mein heutiger Termin fiel etwas aus dem Rahmen, da zusätzlich zur Bestrahlung, die ersten CT-Kontrollaufnahmen gemacht werden mussten. So kam es, dass die Behandlung ca. 5 Minuten länger dauerte als sonst. Es wurde dazu neben dem Strahlengerät eine Vorrichtung aus 2 Flügeln über meinen Kopf gefahren und einige Aufnahmen vom Halsbereich gemacht, um den Fortschritt der Therapie zu erkennen. Die Flügel schwenken dabei von links und rechts kommend, einige Zentimeter über meinem Kopf zusammen. Sie haben einige leuchtende Dioden auf der Unterseite und machen während der Aufnahmen ne ganze Menge Krach. Im Nachhinein aber ziemlich harmlos. Besprochen werden die Bilder wohl in den kommenden Tagen. Bin sehr auf den Fortschritt gespannt und hoffe natürlich, dass bislang alles mit dem erhofften Erfolg verläuft. Persönlich kann ich aber sagen, dass schon einiges passiert ist seit dem Beginn der Therapie: Chris und ich haben angefangen meinen Halsumfang zu messen. In den letzten Tagen ist dieser um 2,5 cm (!) geschrumpft. Echt Wahnsinn. Trotzdem ist meine Luft- und Speiseröhre beim Betrachten im Spiegel noch um einige Zentimeter nach links verschoben. Wir haben davon einige Aufnehmen gemacht, die ich Euch bald nachliefern werde.
Auch einige Nebenwirkungen haben eingesetzt: V.a. einige Std. nach der Bestrahlung merke ich ein leicht schmerzhaftes Ziehen im rechten Halsbereich. Auch die ersten Schleimhautreaktionen sind beobachtbar: Man hat das Gefühl gelegentlich schlechter zu schmecken und dass man weniger Schleim produziert. Ebenso habe ich eine kleine Entzündung im rechten, hinteren Backenbereich bekommen, die leicht angeschwollen ist. Ich habe deswegen heute schon Kontakt zu einem Arzt aufgenommen, der mir daraufhin empfohlen hat, gegen die Halsschmerzen Salbei-Bonbons zu lutschen und wg. der Schleimhaut eine pflanzliche Tinktur zu benutzen, die ich mir gleich heute Mittag aus der Apotheke besorgt habe. Scheint eine gute Sache zu sein.
Ansonsten verlief es heute aber weitesgehend normal. Man erkennt mittlerweile schon bekannte Gesichter unter den Patienten, die wie ich fast täglich ihren Gang zur Bestrahlung antreten müssen. Die meissten mustern mich schon mit verwunderten, beinahe bemitleidenden Blicken, wenn ich als junger Mann die Behandlungskabine betrete. Ich schätze mich vom Alter her deutlich unter dem Schnitt und habe beinahe das Gefühl aus dem Rahmen zu fallen. Ich denke schon, dass es als ungewöhnlich gilt, in solch jungen Jahren an Krebs zu erkranken. In unserer Gesellschaft gilt Krebs v.a. als eine Krankheit der älteren Generation ; viele verbinden sie mit schlechten Erlebnissen aus ihrem Leben. Ich hörte z.B. eine Dame in einem Gespräch mit einer anderen Patientin sagen, sie denke der Auslöser ihrer Krebskrankheit wäre das Trauma des Krieges gewesen. Vielleicht hat sie Recht - vielleicht kann man aber auch die freie Zeit, die man in der Regel während einer Therapie hat sinnvoll nutzen, indem man sich auf das eigene Leben besinnt und überlegt wo man eigentlich im Leben steht und welche Ziele man im Leben noch erreichen möchte. Ich denke, dass oft der Fehler gemacht wird, dass Leute anfangen in der Vergangenheit zu grübeln, sich überlegen wo die Auslöser der Krankheit liegen, anstatt sich auf die "Chancen" zu konzentrieren, die einem eine solche Krankheit bietet. Ich weiß, dass klingt ein wenig seltsam, aber für mich bedeutet diese Therapie auch ein Loslassen von Altem, ein Loslassen von schlechten Erfahrungen und Einstellungen. Ich möchte in Zukunft einfach versuchen mich auf meine Stärken zu konzentrieren und meine Schwächen auch als solche anzusehen. Das ist mir ehrlich gesagt schon des öfteren schwer gefallen.
Und so bin ich der Meinung, dass man genau diesen Zeitpunkt "des in der Schwebe stehens" nutzen kann, sich über die Wichtigkeit der eigenen Werte und Einstellungen Gedanken zu machen. Mir macht das wirklich eine Menge Spaß und man spürt förmlich wie sich die Wichtigkeit der alltäglichen Dinge die man zum Leben braucht verschiebt. Für mich bedeutet das Ganze also auch eine Art Neuanfang.
So jetzt aber genug philosophiert ;-)
Morgen wird es dann wieder ganz normal weitergehen. Noch 7 Einheiten bis zum Ende. Ich fange schon an die Tage zu zählen. :-)
Falls es etwas neues gibt werde ich Euch natürlich informieren. Bis dato lasst es Euch gut gehen und bis bald mal wieder...
Lg Felix
Ach, bevor ich es vergesse, auf diesem Wege auch noch einmal vielen lieben Dank für die netten Geschenke und Glückwünsche zum Geburtstag. Ich habe mich wirklich sehr darüber gefreut. Mehr davon dann persönlich. Machts gut

Sonntag, 15. März 2009

Erste Schritte

Verzeiht Ihr Lieben, dass Ihr bis am Ende des Wo-endes warten musstet, bis Ihr was von mir hört. Eigentlich kann ich gar nicht sagen wieso ich es noch nicht geschafft habe diesen post zu schreiben.
Letzten Donnerstag war es ja soweit - ich habe meine ersten beiden Bestrahlungen hnter mir. Und es war kein Zuckerschlecken für mich, das möchte ich Euch schon mal vorweg nehmen. Vielleicht war auch das der Grund, warum ich mir noch ein bisschen Zeit lassen wollte, das Ganze erst mal zu verarbeiten. Aber alles der Reihe nach:
Mein Termin für meine erste Therapie war um 9.35 Uhr und ich kam rechtzeitig in Ruit an. Meine Mum hat mich begleitet, worüber ich sehr glücklich war. Die Nervosität ließ sich nur schwer überspielen und so gings mit schwitzigen Händen und einem leicht erhöhten Puls in die Abteilung "Strahlentherapie" des KH Ruit. Man muß sich dort ankommend gar nicht mehr anmelden und kann sich gleich nach Linac A oder B begeben, je nachdem wo man bestrahlt werden soll. Dort angekommen kann man sich einfach hinsetzen und warten bis man aufgerufen wird, da der Gang komplett mit Kameras ausgestattet ist und die Röntgenassistentinnen so schon erkennen können wer bereits anwesend ist - Zeit ist schließlich Geld.
Eine halbe Std. später war es dann soweit. Eine der Assis :-) kam aus einer der Kabinen und machte noch ein Portrait Foto von mir - angeblich nur für die Akten. Dann gings zum Umziehen und schließlich Oberkörper-frei in einen der beiden Behandlungsräume.
Er war ziemlich groß und dunkel, in der Mitte stand das Gerät, drumrum schon 2 Helferinnen die bereits an der Bare auf mich gewartet haben. Hat mich irgendwie an einen OP Saal erinnert, nur dass die grünen Männchen gefehlt haben ;-)
Ich wurde aufgefordert mich auf die Bare zu legen. Was mir recht schnell auffiel war, daß eine gewisse Hektik herrschte. Ich vermisste, dass jemand mit mir sprach, trotzdem folgte ich den kurzen und knappen Anweisungen der Assistentinnen. Es fiel leider kein aufmunternder oder einfühlsamer Satz.
Meinen Kopf sollte ich in die Vorrichtung legen und meine Beine wurden mit einem Rundkissen unterlegt. Kurz darauf wurde der Arm des Röntgengerätes über mein Gesicht platziert und ich wurde elektrisch um ca. einen halben Meter dem Röntgenkopf entgegen gefahren. Einer der Radiologen gesellte sich zu mir und untersuchte nochmals meine Lymphknoten, sagte dabei aber bis auf ein " - ja, so machen wirs ! " nicht viel. Dann kam meine Maske ins Spiel. Sie zogen sie mir über den Kopf und machten sie unter Spannung an der Kopfvorrichtung fest. Leider erkannte ich früh, dass weder der Mund- noch der Augenbereich ausgeschnitten waren. Lediglich ein kleiner ausgeschnittener Bereich der Nase ermöglichte es mir etwas angenehmer zu atmen. Ich wollte aber noch nichts sagen und zunächst abwarten wie das Ganze weiterging. Ich sollte meine Schultern soweit es ging auf der Bare ablegen und eine Streckung im Hals halten, damit der Hals die größtmögliche Fläche freigab. Die Maske "erleichterte" es mir diese Position zu halten, da sie ganau in dieser Haltung angefertigt wurde. Blöderweise liegt sie am Hals so eng an, dass es mir wirklich Probleme machte, normal zu schlucken. (Schließlich haben Männer einen Kehlkopf, der sich nun mal ein bisschen bewegt, wenn man schluckt.) Ich habs auf jeden fall überlebt wie Ihr seht.
Nebenher liefen mehrere Dinge ab. Zunächst wurde ein Scanner angeschmissen und die Helferinnen machten mit einem Edding, ähnlich wie im CT, einige Markierungen auf der Maske. Zusätzlich wurden auf der zu behandelnden rechten Seite einige Streifen Tapeband auf die Maske geklebt, die sich genau auf Augenhöhe befanden und so kam es, dass ich nun auch noch auf der rechten Seite nichts mehr sehen konnte. Alles keine guten Umstände um meine Platzangst zu überwinden. Eigentlich dachte ich, dass diese auch nicht allzu stark ausgeprägt sei, in dieser Extremsituation wurde ich aber leider etwas besseren belehrt. Und so passierte es, dass ich Panik bekam und ich das Gefühl hatte mir würde es den Hals zuschnühren. Ich erwähnte, dass ich schlecht Luft bekam und ob es vl. möglich wäre, dass man die Maske im Mund- und linken Augenbereich doch noch ausschneiden könnte. Die Antworten kamen schon ein wenig genervt: "Muss man sehen, wenn die Markierungen und Einstellungen es am Ende zulassen würden, könne man dies überlegen." Danke - das half mir in dieser Situation wenig. Eine weitere Panikattacke überfiel mich und ich war wirklich kurz davor das Ganze abzubrechen. Ich bekam Herzrasen und einen Schweißausbruch. Kurz darauf ging dann aber die eigentliche Behandlung los und ich schaffte es nochmal mich zu beruhigen.
Nachdem die vorerst letzten Tapes angebracht und die letzten Markierungen gemacht wurden, bekam ich eine altmodische Handklinkel in die Hand gedrückt und mir wurde gesagt, dass ich diese benutzen solle, wenn es gar nicht mehr gehe. Ich gab daraufhin nur einen unverständlichen Laut von mir und hielt mich krampfhaft an der Klingel fest.
Die eigentliche Bestrahlung ist ziemlich unspektakulär: Die Assistentinnen verlassen den Raum, kurz darauf hörte ich wie sich der Strahlenkopf bewegt und einige Geräusche von sich gibt, vergleichbar mit einem einfachen Röntgengerät. Ein Knattern, ein mechanisches Drehen, wieder ein Knattern, usw.
Man spürt wirklich nichts. Erst ca. 2Std. nach der Behandlung erwärmte sich der bestrahlte Bereich etwas und man hat das Gefühl "als ob sich da was tut." Ich hatte dabei das Bild im Kopf wie die bösartigen Zellen erstmals mit den Strahlen konfrontiert werden. Man spürt die "Unruhe" die dabei entsteht.
Nach 4-5 Min. sollte alles vorbei sein - doch leider nicht für mich. Mir wurde gesagt, dass es Probleme mit dem Gerät gebe und dass ich eine kurze Erholungsphase bekomme. Die erste Bestrahlung ging also kmplett schief. Na Super. Was für ein Start. Bis dahin war ca. eine viertel Std. vergangen.
Nachdem mir die Maske abgenommen wurde und ich wieder unbeschwert atmen konnte wurde ich aufgefordert den Raum zu verlassen und mich kurz in die Umkleidekabine zu begeben. Als ich aufstand merkte ich, wie sehr mich diese 15 Min. bereits mitgenommen hatten: Mir sackte der Kreislauf ein und mir wurde extrem schwindlig. Ich musste stehen bleiben und ruhig atmen , um nicht umzukippen. Irgendwie flüchtete ich in die Kabine. Eine der Assistentinnen bemerkte das ich wirklich zu kämpfen hatte und fragte mich wie es mir gehe. Ich erzählte ihr, dass ich Probleme mit der Enge habe und dass die Panik bei mir unterbewußt gesteuert ist. Ich kann also nur gering beeinflussen wie ich reagiere. Sie entgegnete mir, dass Sie das gleiche Problem mit Spinnen habe, wie ungefähr jede zweite Frau ;-) Ich wollte wissen, ob es für die Zukunft die Möglichkeit gebe, evtl. vor der Behandlung Beruhigungsmittel zu bekommen - Sie entgegntete, dass sie dafür erst einen Arzt fragen müsse, da dies zur Ausnahme gehöre. Seltsam oder?
Sie brachte mir daraufhin netterweise eine Flasche Sprudel und so kam ich schnell wieder runter. Zwischendurch hörte ich die Stimmen einiger Techniker, die mit Ärtzten und Assistentinnen versuchten das Gerät wieder zum Laufen zu bringen. Nach weiteren 5 Min. wurde ich wieder in den Raum geführt. Diesmal versuchte ich mich zusammenzureissen und bekam von der eigentlichen Behandlung nur wenig mit. Ich fühlte mich wie in Trance - wahrscheinlich eine Abwehrreaktion meines Körpers, um mir die Strapazen so "angenehm" wie möglich zu machen. Wirklich unglaublich wie der menschliche Körper in Extremsituationen reagiert. Im nachhinein ist es mir fast unmöglich abzuschätzen, wie lange die Prozedur noch gedauert hat. Aber es müsste eine weitere viertel Std. gewesen sein, denn meine Mum sagte mir, dass ich ca. 35 Min. weg war. Für mich eine gefühlte Std.
Nach der Behandlung wollte ich nur noch raus. In den Gängen hatte sich mittlerweile eine ziemliche Anzahl von wartenden Patienten angefunden, die sich laut meiner Mum schon gewundert haben, wieso das heute so lange dauere...kein Wunder haben mich alle angeschaut wie ein Auto, als ich kreidebleich aus der Kabine kam. Ich wollte nur noch raus aus dem KH, an die frische Luft. Ich konnte bis ich draußen ankam kein Wort sagen und meine Mutter spürte, dass es echt heftig für mich gewesen sein muss. Im nachhinein war es das auch. Mein Körper reagierte beinahe wie auf einen Schockzustand, mit Schweißausbrüchen und Kopfschmerzen und Übelkeit. Bei dem Gedanken an die bevorstehenden 3 Wochen wurde mir schlecht und ich hätte nur noch heulen können. In der ersten Std danach wußte ich wirklich nicht wie ich das Ganze überleben sollte. Ich machte mir viele Gedanken darüber und entschied mich dazu, die am Freitag angesetzte Behandlung abzuwarten, bevor ich einen Arzt in meine Problematik einbeziehe. In einem Gespräch mit meiner Mum und meinem Schatz überlegten wir was wir gegen meine Panik machen könnten. Wir überlegten, dass eine der wichtigsten Punkte wirklich das "Kopfkino" sei, bei dem man versuchen muss sich gedanklich in andere Sphären zu beamen. Nicht immer ganz einfach aber mit etwas Übung mit ein wichtiger Punkt, um sich abzulenken. Ausserdem wollte ich versuchen mich mit einem Gegenstand in der Hand abzulenken. Ich wollte es mit einem Ei aus Gummi versuchen, das normalerweise für das Training der Sensibilität der Finger und der Muskulatur in der Ergotherapie eingesetzt wird (danke Schatz :-x).
Nach einer unruhigen Nacht und mit einem sehr unruhigen Gefühl im Bauch ging es dann am Freitag früh wieder in Richtung Ruit.
Die nette Assistentin hatte mir versichert, dass die weiteren Behandlungen kürzer und um einiges stressfreier ablaufen würden. Ihr Wort in Gottes Ohr! Ich konnte ihr noch nicht so recht glauben. Zur Beruhigung nahm ich einige pflanzliche Neurexan Tabletten, die mir in Prüfungssituationen während meines Studiums schon gute Dienste geleistet hatten.
Erstaunlicherweise wurde ich um einiges freundlicher empfangen und man entschuldigte sich bei mir für die Umstände am Vortag - es sei wirklich einiges schief gelaufen - na wenigstens das. Schuld waren wahrscheinlich v.a. die Markierungen und Einstellungen die an der Maske und am Gerät gemacht werden mussten. Zusätzlich noch das Ausfallen des Gerätes, der Druck der wartenden Patienten von außen - es kam einfach einiges zusammen.
Am Freitag sollte das aber zum Glück deutlich stressfreier abzulaufen. Es fielen sogar hier und da ein paar nette Worte :-)
Deutlich ruhiger ging ich in die Behandlung. Mein Kopfkino sollte darin bestehen, dass ich mir unsere Kelleretage im Detail vorstellen wollte und diese ablaufe. Ich weiß es gibt mit Sicherheit schönere Vorstellungen, aber irgendwie kam mir das spontan in den Sinn. Zusätzlich spielte ich mit meinem Ei in der Hand. (NICHT das Ei das Ihr meint ;-) ) Und tatsächlich lief es um einiges angenehmer. Die Behandlungszeit betrug maximal 10 Minuten und man lies mich zwischendrin wissen, wie lange ich es noch auszuhalten habe. Schneller als erwartet und unendlich glücklich durfte ich den Behandlungsraum verlassen.
Mittlerweile habe ich auch schon meine heutige Behandlung hinter mir und ich muss sagen, dass ich wirklich froh bin, wie es jetzt läuft. Ich verbringe mit Warten maximal eine halbe Std. in der Klinik und kann dann schon wieder nach Hause.
Ausserdem haben wir entschlossen, dass ich doch nicht mit dem Taxi fahren werde, sondern immer mit einem vertrauten Gesicht aus der Familie oder dem engen Freundeskreis. Heute hat mich Buddel gefahren, der heute aus Manchester zurückgekommen ist. Vielen Dank nochmal dafür.
Abschließend möchte ich sagen, daß ich jetzt wirklich zuversichtlich in die kommenden Wochen blicke. Der Schreck zum Anfang sass tief, aber vl. war es ja auch ganz gut so diese schlechte Erfahrung am Anfang zu machen, um die jetzigen 10 Min. Behandlungszeit besser schätzen zu wissen. Man sollte einfach wieder versuchen das Positive aus der Situation zu sehen.
Körperlich geht es mir nach der 3. Behandlung hervorragend. Bislang noch keine Anzeichen von Halsschmerzen oder Veränderungen der Mundschleimhaut. Aber das hatte man mir ja auch so zugesagt, dass ich die Nebenwirkungen wohl erst gg. Mitte der zweiten Woche spüren werde.
Wie es mir in den kommenden Tagen ergehen wird, erfahrt Ihr dann die kommenden Tage. Bis dato wünsch ich Euch mal wieder ne jute Woche und viel Erfolg bei dem was Ihr so macht. Lasst es Euch gut gehen...
Lg Felix

Dienstag, 10. März 2009

1 Monat und ein paar Zerquetschte

So Freunde, nun ist es also bald soweit. Am Donnerstag gehts los mit meiner Therapie. Wie ich schon erwähnt hatte war ich letzte Woche Freitag das zweite mal in Ruit. Der Termin war ohne Arztgespräch angesetzt und so konnte ich direkt in die CT-Abteilung. Ich wußte nicht wirklich was auf mich zukommen wird, nur daß ich nochmals ein CT bekommen sollte und diese Behandlungsmaske angefertigt werden würde. Die Röntgenassistentinnen erklärten mir, daß sie zunächst die Maske anfertigen wollen und hinterher die CT-Bilder gemacht werden. Was ich nicht wußte war, dass das Ganze mit Maske von Statten gehen sollte. Dazu aber später mehr.
Die Maske an sich ist schon etwas unheimlich. Für ihre Anfertigung wird zunächst eine ca. 60 auf 60 cm große Platte in warmes Wasser gelegt, um diese formbar zu machen. Sie besteht aus einem gipsartigen Plastikmaterial, das wie ein Netz mit Löchern durchzogen ist. Ich mußte mich auf die CT Bare legen und bekam die nun formbare Platte aufs Gesicht. Es hat sich warm und sehr ungewohnt angefühlt. Die Röntgenassistentinnen haben daraufhin sofort angefangen, die Platte eng an mein Gesicht anzumodellieren. Da ich unter leichter Platzangst leide, war dies für mich schon ein unangenehmer Vorgang. V.a. festigt sich die Maske nach kurzer Zeit und verstärkt dadurch das Gefühl des "ausgeliefert seins". Zusätzlich wird sie, wie Ihr im Bild unten sehen könnt, an einer Vorrichtung am Kopf befestigt, was Bewegungen des Kopfes endgültig unmöglich macht. Das Ganze dient, wie schon erwähnt, dazu, daß die Strahlen auch da ankommen wo sie sollen. Die Maske war nach ca. 10 Min. ausgehärtet. Ich lag auf der Bare und sah, daß an der Decke des Raumes ein Laser gestartet wurde, der meinen Rumpf- und Kopfbereich abscannte. In regelmäßigen Abständen stoppte dieser Laser und die Assistentinnen begannen mit Filzstiften Markierungen auf die Maske zu malen.


Zum Schluß bekam ich dann noch in die Mitte meiner Brust einen Strich, der als Orientierungshilfe dient, wo die Maske angesetzt werden muss. Ich darf diesen Strich bis zum Ende der Therapie nicht abwaschen und habe deswegen auch ein wasserdichtes Pflaster darauf bekommen.
Schließlich wurde ich über die Bare in das CT Gerät gefahren. Ich wußte nicht, dass das mit Maske passieren würde. Ich empfand es in der Situation als sehr unangenehm, da man mir weder die Nase noch den Mund freigeschnitten hatte und ich so schlecht Luft bekam. ausserdem härtete die Maske noch aus und ich hatte gefühlte Probleme beim schlucken. Vielleicht habe ich mir da auch ein wenig reingesteigert - trotzdem fällt es mir in solchen Situationen schwer ruhig zu bleiben. Ich habe einfach versucht mich bestmöglich auf meine Atmung zu konzentrieren. Hinterher habe ich gedacht, dass für solche Situationen es wirklich empfehlenswert ist, wenn man einige Erfahrungen in autogenen Training oder progressiver Muskelentspannung hat. Deshalb habe ich seitdem angefangen, mich täglich ca. 15 Minuten mit Atemübungen auf diese Art von Belastung vorzubereiten. Ich denke, dass man dadurch einige Ängste und Panikanfälle verringer kann, Ich merke schon, dass mir das einiges bringt.
Die eigentliche Behandlung dauerte aber zum Glück nur einige Minuten und so wurde ich schließlich von der Maske erlöst. Ich sah es als wichtig für mich an, meine Empfindungen zu erwähnen und die Assistentinnen versprachen mir, die Maske im Mund und Nasenbereich auszuschneiden. Darüber war ich wirklich sehr froh.


Zum Schluß wurde ich noch über den weiteren Verlauf informiert und lernte einen der Physiker kennen, die zusammen mit den Radioonkologen die Einstellungen für die Bestrahlung vornehmen. War wirklich ein netter Mann, der mir einige Ängste nehmen konnte. Am Donnerstag gehts dann also los. Zum Reinkommen erst mal 2 Tage und dann ab nächster Woche Vollgas. Ich kanns irgendwie kaum erwarten gesund zu werden ;-)
Wie es mir ergangen ist und was genau dabei abgelaufen ist erfahrt Ihr die kommenden Tage. Ich hoffe Euch gehts soweit gut.


Auf diesem letzten Bild seht Ihr übrigends, wie ein solches Strahlengerät aussieht. Der Strahlenkopf ist über einen Arm in Kreisrichtung schwenkbar und fährt so für die einzelnen Einstrahlungswinkel um die betroffene Region. In diesem Fall, wie bei mir, um den Kopf.
bis die Tage, machts jut!!
Lg Felix

Montag, 2. März 2009

5,5 Wochen nach der Diagnose

Knapp 6 Wochen nach der Diagnose stehe ich nun unmittelbar vor dem Beginn meiner Therapie. Das Gespräch mit dem Chefarzt der Radioonkologie in Ruit verlief angenehm. Ich wurde ausgiebig über die anstehende Strahlentherapie aufgeklärt und bekam eine Übersicht über die anstehenden Wochen. Im Grunde läuft es ganz gemütlich an. Kommenden Freitag habe ich noch eine Voruntersuchung, bei der ein zusätzliches CT von meinem Hals und Kopf gemacht wird. Ich war zunächst etwas skeptisch, da ich ja erst vor einigen Wochen Ein CT machen lassen habe. Der Grund dafür ist aber einfach: Da ich in einer bestimmten Lage bestrahlt werde, dienen die CT-Bilder als Orientierungshilfe. Ihr könnt sie Euch als eine Art Bauplan vorstellen, der dazu dient mich genau zu vermessen. Die Bestrahlung findet aus mehreren Winkeln statt, die anhand der CT Bilder bestimmt werden können. Bei mir werden das 5 unterschiedliche Winkel sein. (deshalb auch das CT vom Kopf) Die Strahlen treffen sich dann in dem zu behandelten Punkt. Man erreicht dadurch, dass das gesunde Gewebe nicht zu stark belastet wird, trotzdem wird nicht zu wenig bestrahlt, da sich die Dosis der Einzelstrahlen aufaddiert.
Behandelt werde ich liegend auf dem Rücken. Dabei ist es sehr wichtig ist, dass ich mich während der Behandlung möglichst nicht bewege, da sonst die Strahlen nicht den gewünschten Ort erreichen. Deshalb wird kommenden Freitag zusätzlich eine Gesichtsmaske aus Hartplastik angefertigt, die ich bei jeder Therapieeinheit tragen muss. Sie bietet den Therapeuten die Möglichkeit mich auf der Liege zu fixieren, damit ich meinen Kopf nicht bewegen kann. Zusätzlich können darauf Markierungen gemacht werden, mit deren Hilfe die Strahlenmaschine mit wenigen Handgriffen auf meine exakt benötigten Einstellungen abgestimmt werden kann. Ihr müsst Euch vorstellen, dass in diesem Therapiezentrum täglich zwischen 200 und 300 Patienten behandelt werden. Um diese Masse durchzubekommen muss der Aufwand für die individuellen Einstellungen möglichst gering sein. Bei anderen Krebsarten bekommt man diese Markierungen mit einem wasserfesten Stift auf die Haut, was bei mir, dadurch dass ich im Gesicht- und Halsbereich behandelt werde, mit Sicherheit sehr amüsant aussehen würde.
Meinen Termin für die erste Betrahlung habe ich bereits erhalten: am 12.03. gehts dann los. Ich muss 3 Wochen lang in Behandlung. 5 Tage die Woche, das Wochenende bleibt wie erwartet frei. Der eigentliche Behandlungsprozess dauert zwischen 15 und 20 Minuten, wobei die meisste Zeit für das Positionieren und die Einstellungen drauf gehen wreden. Hinterher kann ich dann schon wieder nach Hause. Auto fahren wird wohl nicht drin sein. Ich habe zwar kein Verbot bekommen, trotzdem würde ich es keinem empfehlen, da man, im Falle eines Unfalls für den Schaden aufkommen muss. Ich werde deshalb auf das Angebot der Krankenkasse zurückgreifen und einen Taxiservice nutzen, trotz einer Selbstbeteiligung von 5 Euro pro Fahrt.
Mit Nebenwirkungen werde ich vor allem gegen Ende der Therapie rechnen, da sich die Strahlen auch insgesamt aufaddieren. D.h. ich werde in der letzten Woche die höchste Dosis erhalten haben. Sicher rechnen soll ich mit einer Reaktion der Haut, die in der Regel wie bei einem Sonnenbrand reagieren wird. Ebenso wird meine Ohrspeicheldrüse in Mitleidenschaft gezogen, was zur Folge hat, dass ich Probleme mit der Speichelproduktion bekommen kann, worunter eventuell auch mein Geschmackssinn leiden wird. Halsschmerzen, örtlicher Haarausfall, Appetitlosigkeit und Entzündungen im Mund-Rachenbereich sind ebenso relativ häufig.
Trotzdem kann man sagen, dass die Nebenwirkungen einer Strahlentherapie kaum mit einer Chemo vergleichbar sind, da bei einer Chemo der komplette Körper leidet und bei einer Strahlentherapie wirklich nur der betroffene Bereich behandelt wird. Ich kann mich also wirklich glücklich schätzen von einer Chemo verschont zu bleiben.
Sport machen ist zum Glück auch drin, trotzdem muss ich darauf achten, dass ich nicht übertreibe. Schwimmen geht leider wegen dem Chlor nicht, aber leichtes Joggen oder Fahrrad fahren sind drin und werden auch empfohlen. Die dabei ausgeschütteten Glückshormone würden meine Stimmung verbessern und mein Immunsystem stärken, aber das wusste ich ja schon ;-) Bin wirklich gespannt wie das Ganze dann ablaufen wird. Ich bin auf jeden Fall froh gut aufgeklärt worden zu sein, da ich jetzt einfach weiß, was genau auf mich zukommen wird.
Wichtig für mich war noch zu wissen, wie ich eigentlich weiss, ob die Therapie angeschlagen hat oder nicht. Ich erfuhr, dass die betroffenen Krebszellen sehr empfindlich auf Strahlen reagieren und meine Lymphknoten sehr schnell abschwellen werden. Für mich noch ziemlich unvorstellbar, schließlich habe ich nun über 4 Jahren mit einem geschwollenen Hals gelebt. In einigen Fällen kann es zwar passieren, dass die Lymphknoten durch die Behandlung vernarben und dadurch geschwollen bleiben, was aber angeblich sehr selten vorkommen soll.
Wie Ihr seht bin ich nun wieder einen Schritt weiter gekommen und bin wirklich froh, dass es endlich losgeht. Dankbar bin ich v.a. meinem Onkologen, der mir zu einem sehr schnellen Termin im Klinikum verholfen hat, da ich sonst, wegen Überfüllung (!) vor Ende März keinen Termin bekommen hätte.
Soviel zum aktuellen Stand. Am Freitag gehts dann also weiter, bis dato wünsch ich Euch (wie immer) eine angenehme Restwoche.
auf bald,
felix